SZ vom: 3.5.2014
Liederkranz Kißlegg unterhält sein Publikum glänzend
Beim Frühjahrskonzert im Schulzentrum treten erstmals auch die Jugendlichen der ModernVoices auf
gh 6. Mai 2014
KISSLEGG - „Let us Entertain you“, wörtlich übersetzt: „Lasst uns euch unterhalten“, stand als Motto über dem Frühjahrskonzert des Liederkranzes Kißlegg. Der wurde seiner Ankündigung in allen Facetten gerecht. Auch Dirigent Matthias Walser strahlte und wirbelte wie ein Derwisch über die Bühne, um die Mikrofone für die jugendlichen Interpreten einzustellen. Ein Entertainer im doppelten Sinne, denn er saß auch am Piano.
Der Liederkranz, mit seinen Chören CantoClassico, ModernVoices und JazzSingers, ist bekannt für seine musikalische Qualität und bietet Chorgesang für jeden Geschmack. Das Konzert in der Mensa des Schulzentrums wurde eröffnet mit dem titelgebenden Song von Robbie Williams „Let me Entertain you“, gemeinsam vorgetragen von ModernVoices und Voices. Letztere sind das jüngste „Kind“ in der über einhundertjährigen Geschichte des Liederkranzes. Ein Projektchor mit Jugendlichen, der vor acht Monaten ins Leben gerufen wurde. „Wir waren selber überrascht, dass sich auf Anhieb 20 Sänger auf unseren Aufruf hin gemeldet haben“, so Silke Stamp von der Vorstandschaft. Mit einem Lied von Christina Aguilera eröffneten Lara Engler und Antoinia Reber im Duett und am Klavier die Reihe der Jungsänger. Raphael Rotenhäusler, einziges männliche Wesen unter den Voices, begleitete seinen und den Gesang von Quirina Martin und Jana Kieble mit der Gitarre. Trotz verständlicher Aufregung war es eine reife Leistung der Jugendlichen, von denen drei Viertel das erste Mal vor so zahlreichem Publikum aufgetreten waren.
Überzeugend waren die JazzSingers und die ModernVoices nicht nur im Gesang, sondern auch mit zwischen Grün und Pink wechselnden Attributen zum schwarzen Outfit. Elegant Uschi Förstl, die den deutschen Text von Lionel Richies „Hello“ mit Begleitung von Walser am Piano vortrug. Moderne Schlager von den Prinzen und Unheilig wechselten mit packendem Jazz.
Keine leichte Literatur hatte Dirigent Walser ausgesucht. „Ikarus“ von Gary Rosen, oder „Mr. P.C.“ von Coltrane. Geballt und machtvoll, stampfend, im Sprechgesang fast schneller als der Zuhörer denken kann, präsentierten sich die Sänger in Höchstform. Und mit Einlagen: Zum „Lollipop“ von Beverly Rose gab es übergroße Lollipops und bei der „Schwäbischen Eisenbahn“ mutierten die Damen zum schnaufenden Zügle, während Bernd Ehrlicher den Hut lüftete und imaginär den Ziegenbock in die Menge warf.
Deutliche deutsche Worte nach dem englischen Überhang brachte ModernVoices mit „das Leben wischt dir den Arsch nicht ab“, das Leben ist kein Ponyhof. Ein optimistischer Text gegen alle Unbilden des Lebens. Schier atemlos machte „Halleluja“ von Leonhard Cohen. Dirigent Matthias Walser zeigte sich als exzellenter Pianist und Jazzer, der den Chor vom Flügel aus im Griff hatte. Musikalisch im Hintergrund blieben Frank Naulin, Bass, und Tobias Zwing, Schlagzeug. Auch nach zweieinhalb Stunden Gesang hatten die Zuhörer noch nicht genug und verlangten eine Zugabe. „Let me entertain you“, intonierte der Gesamtchor.